Viele Menschen wählen die Freiheit in der Unfreiheit.

¿Ist das die Mitte unserer Gesellschaft?
¿Wieviele Bürger wählen die Freiheit in der Unfreiheit?

Ein Teil unserer Gesellschaft fühlt sich wohl überfordert mit der Anforderung sich ständig für und gegen etwas entscheiden zu müssen, weshalb Sie sich entscheiden lassen.

Ich wähle die Freiheit in der Unfreiheit.

Ich will nicht mehr alles entscheiden müssen und lasse mich jetzt gerne von anderen Menschen bestimmen, die es gut mit sich meinen, von Religionen, die sich um sich selbst drehen und von Ideen, die ich nicht wirklich nachvoll­ziehen kann, von der Werbung, die mir sagt, was zu mir passt, von Dingen, die mein Erscheinungsbild nach außen tragen sollen. 

Ich trete ein in die Freiheit der Unfreiheit. Ich muss mich um vorge­nannte Themen nicht mehr kümmern. Ich muss nur noch dem folgen, was von außen auf mich einwirkt. 

Zum Glück weiß Amazon, was mir fehlt und schickt es mir per Prime-Abo am nächsten Tag zu – na ja, nicht immer – ist aber auch nicht wichtig, ob die Ware am nächsten, übernächsten Tag oder später kommt. Wichtig ist nur, dass die Möglichkeit besteht und ich diesem Kreis angehöre. Das ist mittler­weile auch ein Teil meiner Identität. 

Auch wenn Leute meinen, dass Amazon & Co. zu groß und mächtig geworden seien, inter­es­siert mich das im Moment nicht. 

Ich habe meine Vorteile. Das ist mir wichtig. 

Ich will meine Persönlichkeits-Entwicklung nicht mehr selbst bestimmen, weil es mir doch recht mühsam erscheint. Ich lasse mich einfach treiben mit der Konsum-Gesellschaft und mach dass, was diese mir vorgibt. Ich muss mich nicht mehr für oder gegen irgend etwas entscheiden. 

Ich entlasse mich aus der Eigen-Verantwortung. 
Ich kann mich endlich aufgeben. 

Ach ist das schööön. Ich muss mich nur noch um das Sofa und die Chips kümmern und entscheiden, von welchen Sendungen ich mich berieseln lassen will, was ja auch schon eine Herausforderung darstellt. Na ja, eigentlich nicht wirklich, weil ich ja sowieso überwiegend die Sendungen schaue, die mich nicht zu sehr beanspruchen, weil ich ja ausspannen will, wozu ich ja auch ein Recht habe.

Und die vielen Werbepausen geben mir die Zeit meine Getränke immer wieder aufzu­füllen oder auf die Toilette zu gehen. Zugegeben, die laute Werbung verfolgt mich bis in die letzten Winkel meiner Wohnung und nervt schon, aber wenn ich das Ergebnis dieser Angebote werden will, muss ich das ertragen.

Der Aussage, dass sich der Mensch wegen unzurei­chender sozialer Übersicht nicht für eine Groß-Herde, sondern nur für eine Klein-Herde eignet, kann ich nicht zustimmen. Wenn ich mitbe­komme, wieviele Menschen sich von den Angeboten von Amazon & Co. leiten lassen, wieviele Käufer irgend­welche Bonus-Karten/-Apps von Kaufhäusern wochen- oder monatelang mit sich herum tragen, kann diese Herde nicht so klein sein.
Wie meine Kinder und Enkel mit den Folgen der Datenverarbeitungen umgehen müssen, ist deren Angelegenheit. 

Wichtig ist, dass ich auch dazu gehöre. 
Ich will nicht einer nur kleinen Herde angehören.

Weil ich mir möglichst viele Waren aus dem Internet bestelle und mich mehr in den sogenannten »Sozialen Medien« engagiere als bei mir daheim und ander­weitig, habe ich nicht mehr so viele wirkliche Kontakte zu anderen Menschen. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass ich ein wenig vereinsame.

Dann mache ich mir jedoch bewusst, dass Amazon & Co. und die Kaufhäuser meiner Bonus-Karten mein Einkaufsverhalten kennen und mich somit gut analy­sieren können wie auch die sozialen Medien dank meiner gegebenen Informationen wissen, wer ich bin.

Also kann ich doch eigentlich nicht einsam sein – ¿oder? 

Wichtig ist doch nur, dass ich auch zu der, wie ich hoffe, Groß-Herde gehöre. Denn kann es so falsch sein, wenn so viele Menschen so handeln wie ich? Entscheidend ist für mich doch nur, dass ich meine kleinen Vorteile bekomme und noch wichtiger ist, dass ich wahrge­nommen werde – egal wie und von wem.

Was meint die Verbraucherzentrale dazu?

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